Transformation für ein Leben im Einklang mit der Natur – Yves Zinngrebe über den Bericht des Weltbiodiversitätsrats „Transformative Change“

Der „Weltbiodiversitätsrat“ IPBES nennt als „grundlegende Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt und den Niedergang der Natur“: die Trennung der Menschen von der Natur und die Herrschaft von Menschen über die Natur und über andere Menschen, die ungleiche Konzentration von Macht und Reichtum und die Priorisierung kurzfristiger individueller und materieller Gewinne .

Das ist sozusagen die Quintessenz des aktuellen IPBES Berichts Transformative Change. („Thematische Bewertung der zugrundeliegenden Ursachen des Biodiversitätsverlusts und der Determinanten transformativer Veränderungen sowie der Optionen zur Verwirklichung der Vision für die Biodiversität 2050“)

101 Wissenschaftler:innen aus 43 Ländern haben für diesen Bericht in dreijähriger Arbeit über 7.000 wissenschaftliche Quellen ausgewertet.

Einer von ihnen ist Dr. Yves Zinngrebe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Seine Expertise liegt im Bereich von Politikintegration, Multi-level Governance, Planungsprozessen und Implementierung mit Fokus auf Biodiversität und nachhaltige Landnutzung. Er ist Coordinating Lead Authorvon Kapitel 5 über transformative Strategien.

Der Bericht Transformative Change fordert einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zur Bewältigung der Biodiversitätskrise und das Erreichen der Vision eines Lebens im Einklang mit der Natur. Als wichtige Aspekte von transformativem Wandel nennt der Bericht Veränderung von ökonomischen, kulturellen, politischen und sozialen Strukturen, Veränderung von persönlichen Werten und Weltsichten, Ermächtigung von derzeit marginalisierten Gruppen, gemeinsames Schaffen von Wissen durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen mit Zivilgesellschaft und indigenen Völkern, und schließlich wissenschaftliche und technische Fortschritte. Der Bericht betont das Potenzial von indigenem und lokalem Wissen, um Ansätze zu identifizieren, wie Sichtweisen, Strukturen und Praktiken nachhaltig gestaltet werden können Darüber hinaus analysierten die Autor:innenen Hunderte von Fallstudien aus aller Welt und kamen zum Schluss, dass transformative Initiativen bereits innerhalb eines Jahrzehnts positive Ergebnisse erzielen können. 

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Leistbares Wohnen und Klimaschutz – Was wir vom „Roten Wien“ für eine sozial-ökologische Wohnpolitik lernen können

Die sozialdemokratische Stadtregierung Wiens führte zwischen 1919 und 1934 radikale Reformen auf dem Gebiet des Wohnbaus, des Gesundheits- und Bildungswesens durch. Dieses Reformprogramm wurde international unter dem Schlagwort „Das Rote Wien“ bekannt. In vieler Hinsicht entsprach die Wiener Wohnpolitik dieser Zeit heutigen Ansprüchen an eine nachhaltige öffentliche Grundversorgung, die starke soziale Wirkung mit möglichst geringem Verbrauch von Ressourcen erzielt. Sie konnte mit ihren Gemeindebauten vielen Wiener:innen (wenn auch nicht allen) ein ausreichendes Minimum an Wohnraum bieten, verbunden mit zahlreichen Gemeinschaftseinrichtungen, und war gleichzeitig darauf ausgerichtet, dem exzessiven Verbrauch von Ressourcen eine Grenze zu setzen, indem sie Wohnraum ab einer gewissen Größe mit einer extrem progressiven Steuer belegte. Diese „Wohnbausteuer“ und andere Luxussteuern lieferten einen bedeutenden Beitrag zur Finanzierung des Reformprogramms, insbesondere der Gemeindebauten.

Aus der historischen Analyse der Wiener Wohnpolitik im 19. und 20. Jahrhundert ergeben sich Anforderungen an eine Wohnpolitik des 21. Jahrhunderts: Immobilienbesitz sollte mit sozial-ökologischen Auflagen verbunden sein, wobei Instandsetzung und ökologische Aufwertung Vorrang vor Neubau haben müssen. Für die Bereitstellung von Wohnlösungen sollte eine untere und eine obere Grenze eingezogen werden, um allen ein lebenswertes Minimum zu gewährleisten und gleichzeitig Luxuskonsum über das ökologisch verträgliche Maß hinaus zu unterbinden. Und drittens sollte „Wohnen“ nicht mehr als Privatangelegenheit in den eigenen vier Wänden betrachtet werden, sondern eingebettet in ein Geflecht von Beziehungen zu Gesellschaft und Natur.

Literatur: Novy, Andreas; Baumgartner, Benjamin; Grabow, Simon; Plank, Leonhard; Volmary, Hans (2024): Greening Red Vienna : lessons for social-ecological housing provision. In: Sustainability: Science, Practice and Policy 20 (1), Artikel 2312674. DOI: 10.1080/15487733.2024.2312674.

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Renaturierung, was bedeutet das eigentlich? Schwerpunkt Insekten

2024 wurde das EU-Renaturierungsgesetz beschlossen, und „Renaturierung“ wurde sogar zum Wort des Jahres gekürt. Aber was heißt Renaturierung eigentlich konkret? Das möchten wir im Dialog zwischen Landwirtschaft und Wissenschaft diskutieren.

Denn Renaturierung wird nicht nur von Wissenschafter*innen und Naturschützer*innen gefordert, sondern auch von vielen Landwirt*innen bereits umgesetzt. Dabei geht es oft nicht um großflächige Stilllegungen, sondern um vielfältige Maßnahmen innerhalb der Agrarlandschaft. Wie können solche Maßnahmen, insbesondere zum Schutz von Insekten, die in der Landwirtschaft z.B. als Bestäuber eine besondere Rolle spielen, in der Praxis aussehen? Wie steht es gegenwärtig um die Insekten in Österreich, und warum profitieren sie von Renaturierungsmaßnahmen? Und welche Verpflichtungen ist Österreich mit dem Renaturierungsgesetz eingegangen? Über diese Fragen möchten wir sprechen – und darüber, wie eine erfolgreiche Umsetzung des Gesetzes aussehen kann.

Gäste:

Wissenschaft: Dr. Werner Holzinger & DI Thomas Zuna-Kratky

Landwirtschaft: Desiree Oberhofer, Bad Eisenkappel (Kärnten), viehloser Grünlandbetrieb & Daniel Heindl,  Lilienfeld (NÖ), Forst und Landwirtschaft

Moderation: Dipl. Ing. Wolfgang Suske

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Woher kommt der Zwang zum Wachstum? Interview mit Prof. Andreas Novy

Ungebremstes Wirtschaftswachstum sprengt die Grenzen des Planeten. Aber woher kommt dieser Zwang zum ständigen Wachstum? „Im Kapitalismus gilt: Stillstand ist Untergang“, sagt Prof. Andreas Novy von der Wirtschaftsuniversität Wien. Er gehört zu den Autor:innen des APCC Special Report „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“. Mit ihm spricht Martin Auer von Scientists for Future.

Nachzulesen ist das Interview auf °CELSIUS.

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Der große Umbau – Die Kolonisierung der Zukunft beenden: Interview mit Prof. Christoph Görg

„Der globale Kapitalismus beruht auf dem industriellen Metabolismus, der auf fossile und damit endliche Ressourcen angewiesen ist und damit keine nachhaltige Produktions- und Lebensweise darstellt. Eine gesellschaftliche Selbstbegrenzung der Ressourcennutzung ist notwendig.“ Das ist eine der Kernaussagen von Prof. Christoph Görgs Beitrag im APCC Special Report „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“. Er hält fest, dass „bisherige Innovationsgebote (wie grünes Wachstum, E-Mobilität, Kreislaufwirtschaft, energetische Nutzung von Biomasse)“ nicht ausreichen, um ein klimafreundliches Leben zu ermöglichen.

Universitätsprofessor Dr. Christoph Görg arbeitet am Institut für soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er gehört zu den Herausgeber:innen und Leitautor:innen des APCC Special Report Strukturen für ein klimafreundliches Leben, und ist Autor des Buchs: Gesellschaftliche Naturverhältnisse. Mit ihm spricht Martin Auer von °CELSIUS/AlpenGLÜHEN.

Nachzulesen ist das Interview auf °CELSIUS
Der Bericht wird als Open Access Buch bei Springer Spektrum erscheinen. Bis dahin sind die jeweiligen Kapitel auf der Homepage des CCCA verfügbar.

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Der große Umbau. Von der Marktperspektive zur Gesellschaftsperspektive: Interview mit Margaret Haderer

Wie kann der Übergang zu einem klimafreundlichen Leben in Österreich ermöglicht werden? Damit befasst sich der aktuelle Report des APCC „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“. Er betrachtet den Klimawandel nicht aus aus der naturwissenschaftlichen Perspektive, sondern fasst die Erkenntnisse der Sozialwissenschaften zu dieser Frage zusammen. Dr.in Margaret Haderer ist eine der Autor:innen des Reports und war unter anderem verantwortlich für das Kapitel mit dem Titel: „Perspektiven zur Analyse und Gestaltung von Strukturen klimafreundlichen Lebens“. Mit ihr spricht Martin Auer im ALPENGLÜHEN-Interview über die unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven auf die Frage klimafreundlicher Strukturen, die zu unterschiedlichen Problemdiagnosen und daher auch zu unterschiedlichen Lösungsansätzen führen.

Nachzulesen ist das Interview auf °CELSIUS
Der Bericht wird als Open Access Buch bei Springer Spektrum erscheinen. Bis dahin sind die jeweiligen Kapitel auf der Homepage des CCCA verfügbar.

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Der große Umbau: Strukturen für ein klimafreundliches Leben – Interview mit Ernest Aigner

Es ist nicht leicht, in Österreich klimafreundlich zu leben. In allen Bereichen der Gesellschaft, von Arbeit und Pflege über Wohnen bis zu Mobilität, Ernährung und Freizeit sind tiefgreifende Veränderungen notwendig, um dauerhaft ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, ohne die Grenzen des Planeten zu sprengen. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen zu diesen Fragen haben österreichische Top-Wissenschaftler:innen in zweijähriger Arbeit zusammengetragen, gesichtet und bewertet. So ist dieser Bericht entstanden, der Antwort geben soll auf die Frage: Wie können die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass ein klimafreundliches Leben möglich ist?

Koordiniert hat die Arbeit am Bericht Dr. Ernest Aigner, der auch Scientist for Future ist. Im ALPENGLÜHEN-Interview mit Martin Auer gibt er Auskunft über die Entstehung, den Inhalt und die Ziele des Berichts.

Dieses Interview ist auch nachzulesen auf °CELSIUS

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Energie sparen und Energie Preise: Worauf kommt es an? Interview mit Energie-Expertin Karina Knaus

Wie kann ich Energie sparen? Zahlt sich eine PV-Anlage am eigenen Dach aus? Welche Maßnahmen braucht es seitens der Politik, was sind die großen Brocken? Wie kommen die Preise am Energiemarkt eigentlich zustande? Wieso waren fossile Energieträger lange Zeit so billig? Und: wie kann eine nachhaltige Energieversorgung garantiert werden?

Darüber spricht Sofia Palzer-Khomenko mit Karina Knaus. Knaus ist Energie-Expertin bei der Österreichischen Energieagentur und leitet dort das Center Volkswirtschaft, Konsumenten und Preise.

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Klimarat: Wer, was, wozu? Interview mit Ines Omann

Der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger wurde als eine Art Mini-Österreich ins Leben gerufen, um Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040 zu erarbeiten. Mitte des Jahres 2022 übergab der Klimarat 93 Empfehlungen an die Politik.

Was passiert nun damit? Wie reagiert die Politik? Was machen die Teilnehmer:innen des Klimarats jetzt? Und : waren das alles gleich zu Beginn überzeugte Klimaschützer:innen? Nein, meint Ines Omann. Viele seien es aber inzwischen geworden. Ines Omann ist Nachhaltigkeitsforscherin, Moderatorin und Prozessbegleiterin. Sie hat als externe Expertin den Gesamtprozess des Klimarats begleitet. Im Gespräch mit Sofia Palzer-Khomenko gibt sie sehr tiefe Einblicke in die Arbeit des Klimarats – die Arbeit, die Entwicklung, die Höhen und auch die Tiefen. Außerdem gibt sie einen kleinen Ausblick, wie Bürger:innenräte in Zukunft unsere Demokratie bereichern können.

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